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Arnold Vaatz: "Das bewegte Leben des Erich H."

Von Arnold Vaatz

Ludwig Erhard war Vater der sozialen Marktwirtschaft, deren Erträge die Kosten der Wiedervereinigung deckten. Franz Josef Strauß erzwang das Verbot einer völkerrechtlichen Anerkennung der DDR durch das Bundesverfassungsgericht und rettete so die Rechtsgrundlage für die deutsche Einheit. Imre Nagy 1956 und Alexander Dubček 1968 versuchten, ihre Länder zu demokratisieren. Bei allem, wofür sich diese Personen einsetzten, stand Honecker auf der Gegenseite. Als den Ostdeutschen nach dem erfolglosen Volksaufstand vom 17. Juni 1953 nichts weiter übrig blieb, als mit den Füßen abzustimmen, sperrte Honecker sie ein, indem er den Mauerbau leitete.

Als Ulbricht klapprig genug war, schob er ihn beiseite. Fasziniert schrieb der West-Historiker Sabrow: Honecker habe eine „Machtfülle wie kein anderer Herrscher in der jüngeren deutschen Geschichte“ erlangt, „Ludendorff und Hitler eingeschlossen“. Einige verehren eben Diktatoren. Fleißig wird das Heldenelement in Honeckers Leben ergraben: „Und trotzdem bleibt da ein Rest von Respekt / Es haben dich die verfluchten Faschisten / Elf Jahre in Brandenburg eingesteckt.“ So dichtete Biermann. „Alle Achtung!“- möchte man sagen. Nur: Honecker kannte solche Biermannsche Art von Respekt kaum und verdient ihn deshalb selber auch nicht: Seinem Knastkumpel Robert Havemann, den die Nazis zum Tode verurteilten, brummte er in der DDR 20 Jahre Berufsverbot und drei Jahre Hausarrest auf.

Aber ob Honecker nun eine große Leuchte war oder nicht – offenbar ist sein Todestag für viele ein geistiger Wallfahrtstermin. Für jene, die – wie seine Parteinachfahren im Bundestag – so tun, als seien sie nun Demokraten, aber ausweislich ihrer Sympathie für die Castros, Maduros und Assads schon morgen genau dort weitermachen würden, wo Honecker aufgehört hat, wenn man sie nur ließe.