A Vaatz Jpg

Arnold Vaatz: "Soll Deutschland mehr Geld für die Bundeswehr ausgeben?"

Von Arnold Vaatz

Militärische Stärke erlauben Linke wie Rechte nur den Russen, die 1948 Westberlin aushungern wollten. Nicht den Amerikanern, die es mit Rosinenbombern retteten. Dass die Sowjetunion 44 Jahre ganz Osteuropa die Selbstständigkeit raubte, den 17. Juni, den Ungarnaufstand und den Prager Frühling blutig niederschlug, hat ihr Ansehen nicht beschädigt. Als die PDS mit der Auflösung des Warschauer Paktes auch die der NATO forderte, erwähnte sie einen feinen Unterschied nicht: Der Warschauer Pakt war ein erzwungenes Konstrukt von Diktaturen, die NATO ist ein freiwilliges Bündnis von Demokratien.

Dass die von der Sowjetunion 1990 mit unterschriebene „Charta von Paris“ jeden Staat berechtigt, sein Bündnis frei zu wählen, ignorieren die russische Propaganda und ihre deutschen Papageien. Sie sagen, die NATO habe sich absprachewidrig erweitert, was die Russen berechtige, die Besetzung des Baltikums zu üben, neue Stalindenkmäler zu enthüllen, die Krim und halb Georgien zu annektieren und die Ostukraine kaputtzuschießen. Und wenn sich jeden 9. Mai die russische Armee waffenprotzend als Stolz der Nation präsentiert, weiß jeder, dass wir im unwahrscheinlichen aber nicht unmöglichen Ernstfall keine Chance haben.

Nun will Trump höhere Wehrausgaben. Wenn das Fahrrad einen Platten hat und fleißiges Pumpen nichts nützt, dann kann man entweder das Flickzeug auspacken oder weiterpumpen und hoffen, dass sich das Loch durch Geisterhand schließt. Ein höherer Wehretat heißt: weiterpumpen. Seit zehn Jahren pumpen wir im Jahr über 30 Milliarden in die Bundeswehr, jetzt über 40. Alle Welt fragt sich, wie Deutschland es schafft, mit so einem Haufen Geld einen derart desolaten Zustand seiner Armee zu erzielen: Hubschrauber, die nicht fliegen, Schiffe, die nicht schwimmen, Panzer, die nicht anspringen.

Mehr Geld nützt hier so viel wie Hustensaft bei Blutvergiftung. Dies ist strukturelles Versagen. Das beginnt in den Köpfen. Solange es ist, als wolle sich die Bundeswehr – anders als die Russen! – in der Öffentlichkeit unter dem Gekreisch militanter Linker am liebsten verkriechen, ist Deutschland weder ein Gewinn für die NATO noch selbst verteidigungsfähig.