90 Biedenkopf 1

Alles Gute zum 90.!

Das Leben von Kurt Biedenkopf ist mit Ost- und Westdeutschland gleichermaßen verwoben. Zu seinem 90. Geburtstag erinnerte unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel vor allem an die vergangenen 30 Jahre deutscher Geschichte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Ost- und Westdeutsche zu gegenseitiger Akzeptanz ihrer Lebenserfahrungen aufgefordert. „Manche Dinge hatten wir uns einfacher und schneller vorgestellt“, sagte sie am Dienstag in der Dresdner Frauenkirche bei einem Festakt zum 90. Geburtstag des früheren sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf. Die DDR-Bürger hätten die Erfahrung gemacht, dass das Interesse am eigentlichen Leben und Arbeiten in der DDR nicht immer so ausgeprägt war.

„Es gibt Menschen, denen es nach 30 Jahren deutscher Einheit eher schwerfällt, eine so positive Bilanz zu ziehen, wie ich das eben gemacht habe, die in ihrem Leben vor 30 Jahren eine sehr herbe Zäsur erfahren haben, die sich gerne mehr eingebracht hätten und die in manchen Erwartungen enttäuscht wurden“, betonte Merkel. Gerade deshalb sei es so wichtig, „dass wir einander gut zuhören und bereit sind, zu akzeptieren, dass es ganz verschiedene Lebenserfahrungen gibt.“ Deutschland sei ein vielfältiges Land.

Zugleich ermutigte Merkel ihre Landsleute. „Wandel kostet Kraft und Mut, er verlangt Improvisation und Kreativität, und er erfordert die Bereitschaft und Fähigkeit, Neues zu lernen.“ Man könne von Biedenkopf vieles lernen, vor allem sich auf Neues einzustellen und nicht zu verzagen. Er habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass Reformen nicht nur notwendig sind, sondern durchaus auch schmerzhaft sein können. Zugleich habe er die Menschen auf Veränderungen vorbereitet und ihnen klar gemacht, dass damit Chancen verbunden sein können.

Merkel würdigte Biedenkopf als „Quer-, Vor- und Neudenker“ und gratulierte ihm zu seinem Lebenswerk: „Du hast dich seit jeher offen für Neues gezeigt und Veränderungen eher gesucht als gescheut - auch auf die Gefahr hin, dabei immer wieder anzuecken.“

Zu der Festveranstaltung hatte die Konrad-Adenauer- Stiftung eingeladen. Sie verknüpfte Biedenkopfs Geburtstag mit dem Erinnern an die friedliche Revolution in der DDR vor 30 Jahren und die Neugründung des Freistaates Sachsen 1990.

Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert begrüßte die etwa 1.600 Gäste in der voll besetzten Kirche und bezeichnete die friedliche Revolution als „spektakulärste friedliche Veränderung in der deutschen Geschichte“. Biedenkopfs Lebensalter umfasse eine Zeitspanne, zu denen „die schwersten, entsetzlichsten schrecklichsten, die erstaunlichsten und glücklichsten Jahre“ deutscher Geschichte zählen.

Zu dem Festakt waren unter anderem neben dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer auch die Ministerpräsidenten von Thüringen und Sachsen-Anhalt, Bodo Ramelow und Reiner Haseloff, die früheren Bundespräsidenten Horst Köhler und Christian Wulff sowie die ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Bernhard Vogel sowie Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth gekommen.

Im Anschluss wurden Prof. Biedenkopf und seine Frau Ingrid in der CDU-Landtagsfraktion empfangen.

(mit dpa)