Wolfgang Bosbach über Michael Kretschmer im Theater Görlitz
"Ich bin auch heute Abend hier weil ich weiß, dass Michael Kretschmer ein hochanständiger Kerl und ein guter Freund ist und schätzen Sie das nicht zu gering."
Mit diesen Worten und einem klaren Appell verabschiedete sich Wolfgang Bosbach nach einer spannenden Veranstaltung im Theater Görlitz von den Gästen.
Vorausgegangen war ein von Peter Escher moderiertes Gespräch, in dem Michael Kretschmer und Wolfgang Bosbach Rede und Antwort zu politischen und persönlichen Fragen standen. Was bringt uns ein Forschungsstandort in Görlitz? Wie gehen wir mit sozialer Sicherheit um, wenn jedes Jahr etwa eine Million Menschen in Rente gehen? Wo kommen die Fachkräfte her? Wie ist die irreguläre Migration zu händeln?
Deutlich definiert Wolfgang Bosbach die Bedeutung der Wirtschaft für die Stärke unseres Landes: "Es gibt einen untrennbaren Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und der sozialen Leistungsfähigkeit unseres Landes." Beispielsweise: Allein die vier Krankenhäuser in Köln schreiben jedes Jahr rote Zahlen. Jedes zweite Krankenhaus in Deutschland schreibt rote Zahlen. Aber die steigende, älter werdende Bevölkerung muss auch medizinisch versorgt werden. Das Gesundheitssystem muss ausgebaut werden. Wir werden zudem mehr Pflege benötigen. "Wenn wir dieses soziales Sicherungssystem halten und ausbauen wollen, dann brauchen wir eine Wirtschaftskraft, mit der wir das solide finanzieren können." Und hier muss Politik ansetzen und die richtigen Lösungen erarbeiten.
Das Thema soziale Gerechtigkeit spielt für viele Menschen eine große Rolle. "Soziale Gerechtigkeit schulden wir nicht nur denen, die Transferleistungen bekommen. Soziale Gerechtigkeit schulden wir auch denen, die von morgens bis abends dafür arbeiten, dass diese Leistungen überhaupt bezahlt werden können" stellt Wolfgang Bosbach richtiger Weise fest. Die große Lücke an Fachkräften füllen wir nur, wenn wir jedes Talent fördern. Wir brauchen zudem qualifizierte Zuwanderung, sagt Michael Kretschmer. "Das A und O ist, dass wir ein Wirtschaftswachstum haben."
Auch persönliche Fragen stellte Peter Escher an seine beiden Gesprächspartner: "Bleibt denn noch Zeit für Sport? Wie essen Sie?" - "Mit Messer und Gabel" antwortete Bosbach prompt, die Lacher im Saal auf seiner Seite. Spätestens jetzt war es für alle ein gelungener Abend, der im Spagat aus Ernsthaftigkeit und Humor nichts zu wünschen übrig ließ.
Fotos: Pawel Sosnowski